Bondage/Shibari
Der Begriff Bondage bezeichnet ein erotisch geprägtes Fesseln. Besonders ausgeprägt vertreten in der BDSM Szene. Hier ist der Begriff sehr allgemein gefasst und bezieht sich nicht nur auf Fesselungen mittels Seil sondern auch mit Zuhilfenahme anderen Mittel. Der japanische Begriff Shibari ist hier deutlich enger in seiner Definition. Wörtlich übersetzt als „binden“. Bei uns wird Shibari allerdings meist als japanisch inspiriertes Fesseln mit Seil gesehen.
In Japan hat das Fesseln mit Seil eine lange Tradition aus den Samuraizeiten. In jedem authentischen Samuraifilm ist mindestens eine Szene enthalten in der Gefangene mit Seil gefesselt werden. Fesseln und gefesselt werden sind fundamentale Bestandteile der japanischen Kultur. Es gibt unterschiedliche Gründe zum Fesseln und jeder Zweck hat seine eigene Fesselung. Es gab Zeiten in denen man anhand der Art der Fesselung auf Vergehen und Rang des Gefangenen schließen konnte. Somit gibt es klare Regeln und Muster deren Anwendung es beim Fesseln zu beachten gilt. Einige dieser Muster sind sehr alt und finden durch Überlieferungen bis heute Verwendung. Auch in der heutigen Zeit werden diese alten Methoden, ebenso wie moderne sich stets weiter entwickelnde Techniken, von aktuellen Meistern gelehrt.
Beim Fesseln ist es wichtig, einige Sicherheitsaspekte zu kennen und zu beachten.
Eine gefesselte Person sollte niemals alleine gelassen werden. Auch sollte immer ein geeignetes Werkzeug, z.B. ein Gurtschneider, bereitgehalten werden um die Seile im Notfall schnell aufschneiden zu können. Anatomische Grundkenntnisse sollten vorhanden sein damit man weiß, an welchen Stellen des Körpers Seil gefährlich werden kann.


Im Hinblick, den dieser Text verfolgt, wird die beidseitige Einvernehmlichkeit als Grundvoraussetzung angesehen. Bondage kann Teil eines erotischen Spiels sein oder auch als ästhetische Kunst ohne sexuellen Hintergrund stattfinden.
Der aktive Fessler wird in der Regel als „Rigger“ bezeichnet, die gefesselte Person als „Ropebunny“.
Beim Fesseln entsteht automatisch ein Machtgefälle, da die gefesselte Person die Kontrolle abgibt.
Auch wenn es erst einmal konträr erscheint, erleben Menschen die Fesseln als Genuss empfinden diesen Zustand als ein Gefühl von Freiheit. Beide Seiten können so zur Ruhe kommen, Entspannung erfahren und sogar eine Art meditativen Zustand erreichen.
Fesselungen mit Seil können sehr unterschiedlich sein. Vom zärtlichen Fesselspiel mit weichem Baumwollseil bis hin zum schmerzhaft über die Haut kratzendem Kokosseil. Seile aus Naturfasern haben ihren eigenen Geruch und machen beim Fesseln unterschiedliche, charakteristische Geräusche. Je nachdem wie das Seil gefertigt wurde, hinterlässt es für kurze Zeit Abdrücke auf der Haut. Diese Abdrücke nennt man „ropemarks“. Bei japanischen Fesselungen wird hauptsächlich Juteseil teils auch Hanfseil verwendet. Auf älteren Abbildungen kann man gelegentlich auch Reisstrohseil erkennen.
Ein wesentlicher Aspekt zur Abgrenzung des japanischen vom europäischen Shibari ist die Wahl des Seils.
Auch im Umgang mit dem gefesselt sein gibt es deutliche Unterschiede. Niemand kann sich gefesselt so sehr schämen wie Japanerinnen. Diese Scham zu erzeugen, sie darzustellen und für den Betrachter zu transportieren ist prägend für japanische Fesselungen und ihren Erscheinungen.
Grenzen werden beim Fesseln nur durch die Kreativität des Riggers oder gesundheitliche/physikalische Aspekte gesetzt. Mit Seil kann man die unterschiedlichsten Auswirkungen erzielen.
Durch die verschiedensten Fesselungen kann der Körper in eine bestimmte Position gezwungen werden. So kann der Fesselnde den Körper modellieren und formen, die Haltung beeinflussen und die Bewegungsfreiheit kontrollieren.
Seil kann ebenso die unterschiedlichsten Gefühle hervorrufen. Es bietet Halt und unterstützt, dadurch entsteht eine gewisse Geborgen- als auch Sicherheit. Aber auch nicht sichtbare Gefühle können durch ein z.B. über die Haut streichendes oder ein restriktiv einschneidendes Seil ausgelöst werden.

Bei einem Hängebondage trägt das Seil den Gefesselten, es lässt ihn schweben. Entweder angenehm und komfortabel oder anstrengend als Herausforderung.
Seil dient als Kommunikationsmedium zwischen zwei Menschen. Womit wir zum Wichtigsten überhaupt kommen, Menschen und ihre Gefühle. An dieser Stelle steht der japanische Begriff Kinbaku im Vordergrund. Über die Bedeutung und korrekte Übersetzung japanischer Begriffe kann sicherlich diskutiert werden. Für mich ist Shibari japanisch inspiriertes und geprägtes Fesseln. Nutzt man Shibari als eine Art Werkzeug um die Gefühlsebene eines Menschen zu erreichen, spricht man von Kinbaku.
Zwei Menschen die miteinander ihre Leidenschaft ausleben und sich ihren Gefühlen hingeben. Seil kann nicht nur den Körper fesseln sondern auch die Seele.